Auf ! Auf! In die geistige Verarmung!

Die Armut im Übermaß. Besonders in der Gesellschaft findet man dieses Bild. Heute ist es mir vertraut wie üblich erneut über den Weg gelaufen und ich verspürte wieder diesen leichten traurigen Ansatz.
Oft hat sie Dienst und sitzt hinter dem Schreibtisch. Lediglich hin und wieder wird ein gelangweilter Blick von ihr auf die an ihr vorbeieilenden Studenten geworfen, die hektisch in der Philosophischen Bibliothek verschwinden. Ich habe keine Ahnung, wie lange die Bibliothekarin schon ihre Arbeit dort macht, schätze sie selbst aber auf Ende dreißig. Ihr Gesichtsausdruck wechselt zwischen ausdruckslos, genervt und gelangweilt. Und in 90% der Fälle liest sie. In einem Boulevardblatt. Es könnte mir egal sein, und doch gibt es mir jedes mal einen Stich. Dieses ganze angesammelte Wissen, über das sie wachen soll (darf!), die Geschichte einer Wissenschaft. Weltliteratur. Sie bräuchte nur ihre Hand danach auszustrecken, blättert aber lieber weiter in ihrer "Gala".
Nun gut, wir wollen fair sein. Heute hatte sie keine Zeitschrift auf ihren Knien.
Sie tippte eine SMS.

11099079712155nt
7an - 23. Feb, 15:31

ich meine erkannt zu haben, dass neulich eine bibliothekarin bei uns bild.de auf dem schirm gelesen hat.

gitane - 23. Feb, 15:48

autsch. das tut weh.
Raine - 23. Feb, 23:39

Mh, wenn man Jahre lang in einer Bibliothek arbeitet, dann kann ich mir vorstellen, hat man irgendwann keine grosse Lust mehr auf Literatur.
Ich würd das jetzt nicht als ungebildet oder ignorant sehen, sondern vielleicht eher als...Abwechslung suchend?
Ab und an muss man sich ja auch mal mit was stupidem wie Bild oder Gala beschäftigen. :-)

7an - 24. Feb, 00:22

mit der bild muss man sich sicherlich nicht beschäftigen. sie ist der inbegriff unser medialen verdummung. sie ist intolerant, hetzerisch und arbeitet mit oft unakzeptablen methoden.

ein beispiel: vor ein, zwei jahren gab es diesen bombenanschlag in sharm-el-sheik. eine freundin meiner professorin hat doch ihren kleinen jungen verloren. vielleichst erinnerst du dich noch. es war recht groß in den medien. der frau wurde gesagt, dass sie nicht in der nähe ihrer heimatstadt mit dem flugzeug landen könne, weil dort die boulevard-papparazzi stünden. also musste sie an einem anderen deutschen flughafen landen ein paar hundert kilometer mit dem taxi fahren. sie hätte auch die bahn nehmen können, aber es sei dahin gestellt, ob man das möchte, wenn man wahrscheintlich ständig in tränen ausbricht. wie dem auch sei, wenn ich es richtig verstanden habe, musste sie in deutschland ihren jungen noch einmal identifizieren. als sie aus dem krankenhaus kam und noch unter schock stand wurden von ihr bilder geschossen, die später auf dem bild-titelblatt waren.

des weiteren hat ein freier mitarbeiter aus der gegend, der oft für bild arbeitet, einen lokalredakteur bestechen wollen, damit dieser ihm bilder des kleinen jungen beschafft. der redakteur weigerte sich aber. daraufhin besuchte der bild-mitarbeiter einen klassenkameraden des toten jungen, gab sich als mitarbeiter des lokalblattes aus, bei dem er abgeblitzt war, und ergaunerte sich dort bilder von dem toten jungen.

das sind die methoden der bild. und das war kein einzelfall, das ist dort übliche praxis.
Raine - 24. Feb, 10:51

Ich glaube, dass viele journalistische Methoden sehr fragwürdig sind.
Natürlich vor allem der Bild.
Doch wenn jemand in einem Klatschblatt blättert, z.B. beim Arzt oder sonst wo, seh ich das nicht gleich als Verdummung dieses Menschen.
7an - 24. Feb, 14:26

warum verallgemeinern? viele journalistische methoden fragwürdig? nein, sicherlich nicht.

natürlich kann man in einem klatschblatt blättern ohne zu verdummen. in gala oder stern finden sich auch wirklich die ein oder andere nette geschichte. die bild kann man natürlich auch gelegentlich durchblättern, man sollte sich aber bewusst sein, dass man davon ausgehen muss, dass in dem blatt nichts stimmt oder aus dem zusammenhang gerissen wurde. man sollte nicht gleich den teufel an die wand malen, aber bei bild kann man keinen pinsel nehmen, der zu dick wäre. bei zweifeln einfach mal http://bildblog.de/ lesen.
Raine - 24. Feb, 14:43

Ich muss bei "journalistischem Arbeiten" vor allem an Paparazzi denken, die ja nicht nur für die Bild arbeiten. Und auch in anderen Bereichen wird vieles aufgebauscht, nur um eine Story zu haben, die sich gut macht. Das gilt sicher nicht für alle. Auf keinen Fall.
Aber das ist ein Bereich des Journalismus, den mal als Leser immer beachten muss.
7an - 24. Feb, 19:14

ich behaupte jetzt einfach mal: die arbeitsweise eines papparazzo hat nichts mit journalismus gemein.
Raine - 27. Feb, 09:38

@gitane:

Da fragt jemand nach dir. ;-)
http://raine.twoday.net/stories/3354759/
Miaka, ganz unten. Ich wollte deine neue Adresse nicht einfach so veröffentlichen, deshalb überlass ich dir die Entscheidung.

gitane - 1. Mär, 18:07

ist erledigt :)
hab ihr ne nachricht hinterlassen

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